39. DM im Unterwasserrugby

39. Deutschen Meisterschaften im Unterwasserrugby

Am Wochenende vom 8.-9. Mai 2010 fanden in Bottrop die 39. Deutschen Meisterschaften im Unterwasserrugby statt. Zum ersten Mal in der bald 30-jährigen Geschichte des Göttinger Unterwasserrugbys gelang es dem Team der Waspo, sich über den 2. Tabellenplatz in der 1. Liga Nord dafür zu qualifizieren.
Vor Ort gelang es der Mannschaft, an ihre guten Leistungen während der Saison anzuknüpfen und sich stark zu präsentieren. Am Ende stand dennoch der 8. – und damit letzte – Platz. Nach den durchweg positiven Rückmeldungen von Offiziellen und anderen Mannschaften kann aber durchaus mit Stolz vom „ersten Platz von hinten“ gesprochen werden, denn durch unsere Leistungen im Wasser und unser Auftreten außerhalb konnten wir beweisen, dass wir zurecht in Bottrop waren, in der Liga Nord auf konkurrenzfähigem, hohem Niveau Unterwasserrugby gespielt wird und insbesondere Göttingen in Zukunft kein Unbekannter mehr ist.
Die Erwartungen an uns „Außenseiter“ haben wir stellenweise deutlich übertroffen. Jede teilnehmende Mannschaft war bereits mindestens einmal Deutscher Meister, den meisten gelingt eine regelmäßige Qualifikation zur DM. Für uns war es dagegen die allererste Teilnahme, und nur ein Göttinger Spieler – nämlich der neue spielerische Leiter Sebastian Russo – hatte überhaupt schon an den DM teilgenommen (bzw. diese sogar einmal mit seiner damaligen Mannschaft vom BUR Berlin gewinnen können).
Gleich im ersten Spiel traf unsere auf diesem Niveau noch unerfahrene Mannschaft auf den späteren Vizemeister TSV Malsch. Eine Blamage blieb aber aus, im Gegenteil: Wir musste uns nach einem Tor durch den Routinier Sven-Erik Engmann und einem durch Moritz Eckert verwandelten Strafstoß den Malschern in einem spannenden Spiel nur 6:2 geschlagen geben!
Ebenfalls sehr gut verlief auch das darauffolgende Spiel gegen BUR Berlin, den Erstplatzierten der 1. Liga Nord. Es gelang sogar, mit einem Tor durch Sebastian Russo zu einem 1:0 in Führung zu gehen – eine Sensation, mit der keiner gerechnet hätte, auch nicht die Kommentatoren der Liveübertragung aus Bottrop! Leider konnten wir den Vorsprung nicht halten, Berlin gewann am Ende denkbar knapp mit einem 2:1.
Als letzter Gegner dieses ersten Tages stand TSC Mühlheim an. Die ersten beiden Spiele hatten uns bereits viel Kraft gekostet, doch auch Mühlheim hatte zwei anstrengende Begegnungen gegen sich gebracht. Vorsichtig optimistisch gingen wir ins Wasser. Es gelang uns jedoch nicht, das Spiel durchgängig tief zu halten. Mühlheim konnte uns ihr Spiel aufzwingen, körperlich waren wir nur stellenweise ebenbürtig. Der Endstand: 2:0 für Mühlheim, die am Ende des Turniers den 4. Platz belegen sollten.
In der Gesamtschau des ersten Tages ist festzuhalten, dass Göttingen die eigenen Erwartungen deutlich übertreffen konnte und auch gegen sehr starke Gegner nicht aus dem Wasser gejagt wurde. Leider sollte es nicht ganz so gut weitergehen. Am Sonntag konnten wir bedauerlicherweise nur begrenzt an die hervorragenden Leistungen vom Vortag anschließen. In der Platzierungsrunde spielten wir gegen die Gastgeber vom DUC Bottrop. Hier wurden einige Schwächen offenbar, an denen wir in der kommenden Saison arbeiten müssen. Kaum in mehrtägigen Turnieren erfahren, fehlte es im Wasser an Konzentration, um als Mannschaft die vom Vortag schweren Muskeln durch Spielwitz und geschickte Taktik zu entlasten. So entstand ein wiederum körperbetontes Spiel, in dem der Bottroper Sieg nie gefährdet war. Die Verteidigungsleistung entsprach bei Weitem nicht mehr dem uns eigentlich möglichen Niveau, was sich im Ergebnis von 0:7 für Bottrop überdeutlich zeigt.
Damit stand fest, dass wir im Spiel um den 7. Platz wieder auf BUR Berlin treffen würden. Der Mannschaft gelang es, den Misserfolg gegen Bottrop hinter sich zulassen, und trat mit neuem Siegeswillen zu ihrem letzten Spiel an. Am Anfang war das Spiel sehr ausgeglichen, wobei beide Mannschaften eher defensiv agierten. Man beschnupperte sich argwöhnisch – das knappe Ergebnis vom Vortag hatte keiner vergessen! Göttingen gelang es, ein souveränes Passspiel vor dem Berliner Tor aufzubauen, und einige Minuten viel Druck auf die Berliner Mannschaft auszuüben. Diese erfahrene Truppe ließ sich jedoch nicht ins Bockshorn jagen, und schließlich gelang es Berlin, den Ball zu erobern, und nun ihrerseits ein starkes Offensivspiel aufzubauen, das am Ende mit einem Tor belohnt wurde. Göttingen bäumte sich auf, und warf sich gegen die Berliner – Sebastian Russo konnte nach einer starken Vorarbeit zum 1:1 ausgleichen. Nun gab es für die Berliner kein halten mehr: In konzertierten Aktionen griffen sie ein ums andere Mal unseren Korb an, und konnte noch einige Tore erzielen. Göttingen konnte nur noch einen Freistoß in einen Zähler eintauschen – Moritz Eckert schloss einen Angriff von Juan-Carlos Botero souverän zum 2:6 ab.
Gerade vom zweiten Tag, an dem wir weniger erfolgreich spielten, können wir viel für die kommende Saison lernen. Zunächst ist offensichtlich, dass Göttingen das Potenzial besitzt, auch in Zukunft zu den besten deutschen Unterwasserrugby-Mannschaften zu gehören. Um allerdings wirklich oben mitspielen zu können, ist es notwendig, die Lehren aus Bottrop zu ziehen und konsequent an unseren Schwächen zu arbeiten. Da ist, zum einen, unsere körperliche Unterlegenheit. Die meisten anderen Mannschaften haben mehr Luft und mehr Muskelmasse. Es hat sich gezeigt, dass wir auf diesem Niveau zwar durchaus einige Spiele, aber kein ganzes Turnier mithalten können. Zum anderen fehlte auch die Kondition, körperlich wie geistig, um einen mehrtägigen Wettkampf auf hohem Niveau spielen zu können. Und schließlich fehlte die Erfahrung, um sich auf Mannschaften, die frei von der Leber weg im Verlauf völlig unterschiedliche Spielweisen anbringen, einstellen zu können. Damit ist zweierlei festzuhalten: Der bereits begonnene Weg ist richtig. Göttingen muss weiterhin hochrangige nationale und internationale Turniere spielen, um Spielerfahrung zu sammeln. Nur so kann man abgeklärt wie Berlin Angriff um Angriff standhalten, um dann selbst zu kontern. Es hat sich am Leistungseinbruch des zweiten Tages deutlich gezeigt, dass es nicht ausreicht, nur Tagesturniere zu spielen. Zusätzlich ist es sinnvoll, wieder ein Trainingslager mit der gesamten Mannschaft durchzuführen.
Im Rückblick hat Göttingen seine bisher spannendste und erfolgreichste Saison gespielt. Auch außerhalb des regulären Ligabetriebes konnten durch die großzügige Unterstützung durch Waspo und Universität hochkarätige Turniere gespielt werden. Das Ziel ist es, diese noch junge Mannschaft weiter an der Spitze der 1. Liga Nord zu halten.
H. Treiber, S. Russo